Und was lernen wir nun daraus? Sollte sich jetzt was ändern?
Aktualisiert: 11. Dez. 2020
Irgendwie hänge ich in der Luft.
Ja, ich bin immer der, der sagt, alles ändert sich und kann verbessert werden, aber das setzt meist voraus, dass man zumindest einen Hauch einer Ahnung haben sollte in welche Richtung…
Diese ist mir in Bezug auf die Art und Weise wie wir zukünftig arbeiten sollten abhandengekommen. Und was macht man, wenn man keine Ahnung hat? Als Geschäftsführer passt häufiger als einem lieb ist auch die Phrase, „einfach mal die F… halten“, aber ich glaube, dass es in dieser Situation vielleicht der falsche Schritt wäre.
Also frag ich nach. Wo? Bei der Belegschaft.
Letzte Woche habe ich eine Umfrage gestartet mit der Bitte um Rückmeldung, wie denn die Kollegen zukünftig arbeiten möchten. Wohlwissend, dass wenn man eine Frage stellt auch die Antwort vertragen können sollte. Ergo gehe ich das Risiko ein, eine eventuell tiefgreifende Veränderung herbeigeführt zu haben, die, wenn ich nicht gefragt hätte, weiter vor sich hingeschlummert hätte.
Aber um welchen Preis?
Kollegen haben sich nun über nahezu zwanzig Wochen an eine Art der Arbeit und Kommunikation gewöhnt, die für uns zu Beginn von 2020 undenkbar gewesen wären. Ich gebe zu, dass ich mich an einigen Stellen noch verbessern muss, jedoch man muss auch akzeptieren, dass einiges nach so langer Zeit zur Gewohnheit geworden ist. Glaube ich ernsthaft, dass wir alle Mitarbeiter zum Tag X, wie die Erdmännchen aufgereiht wieder ins Büro beordern können?
Nein.
Wieso? Weil ich das schonmal erlebt habe, als wir ein zweites Büro in Mainz eröffnet haben. Mitarbeiter und da schließe ich mich vollumfänglich mit ein, fuhren mehr als zehn Jahren von Mainz und Umgebung nach Bickenbach in die Zentrale um dort zu arbeiten, arbeiteten nun gerade mal vier Wochen im neuen Büro und sagten „Ich kann nicht nachvollziehen, wie ich zehn Jahre lang nach Bickenbach fahren konnte. Das würde ich nicht mehr machen“.
Und wer nun glaubt, dass Mitarbeiter nach der Ausnahmesituation wieder ohne zu Murren und ohne die Vorzüge, die sie erfahren haben ins Büro kommen, der könnte sich vielleicht irren.
Ja, keine Frage, es gibt ausreichend Kollegen, die es genießen wieder ins Büro zu kommen und die sozialen Kontakte zu pflegen. Dies werden wir weiterhin fördern und dazu ermutigen, jedoch blind darauf zu beharren und hoffen, dass alles wieder so wird wie zuvor wird schwer bis unmöglich.
Ich bin sicher, dass die Mitarbeiter wieder ins Büro kommen werden und wollen, jedoch wurde ihnen eine neue digitale Welt gezeigt, die zuvor undenkbar war und genau diese Erkenntnisse und Vorteile für beide Seiten möchten wir bei der Planung der Arbeitsweise für 2021 berücksichtigen.
Die Herausforderung ist, ein Regelwerk zu finden, das für alle fair und transparent ist. Denn es gibt verständlicherweise Kollegen die nicht von zu Hause arbeiten können, selbst bei einem kleinen Unternehmen wie wir es sind. Dennoch muss es auch von denen getragen und verstanden werden, wie andere Kollegen zukünftig arbeiten könnten.
Mit einem aufgeregten und einem neugierigen Auge blicke ich in die Zukunft und bin ganz gespannt auf die Ergebnisse der Umfrage - Denn wie geschrieben: wer fragt muss die Antwort vertragen können…
PS: Wenn wir uns nicht anpassen - andere werden es tun. Ruck zuck sind deren Arbeitsplätze begehrter als unsere. Lasst uns nicht den Wert den unsere Mitarbeiter und Kollegen ihren Familien, ihrer Freizeit, ihren Hobbies und anderen wichtigen Dingen im Leben beimessen, unterschätzen. Transitzeit ist für viele mittlerweile verlorene Zeit.
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